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Erster Parkinson-Patient bekam reprogrammierte Stammzellen implantiert

Im Oktober 2018 wurde in Japan zum ersten Mal weltweit ein Parkinson-Patient mit reprogrammierten Stammzellen behandelt. Der Mann mit Mitte 50 bekam an der Universität Kyoto Dopamin-Vorläuferzellen implantiert, die zuvor aus dem Zellmaterial eines anonymen Spenders gewonnen worden waren.

Dazu wurden erwachsene Spenderzellen zu sog. induziert-pluripotenten Stammzellen (iPS-Zellen) umprogrammiert und anschließend zu Vorläufern von Dopamin-Neuronen herangezüchtet. Sie sollen die im Laufe der Krankheit im Gehirn abgestorbenen Dopamin-produzierenden Zellen ersetzen und damit die typischen motorischen Störungen der Krankheit deutlich mildern oder gar beseitigen, wie dies zuvor in Versuchen an Menschenaffen gelungen war. Es ist das erste Mal, dass der Einsatz solcher iPS-Zellen im menschlichen Gehirn getestet wird.
Während der dreistündigen OP setzten der Neurochirurg Takayuki Kikuchi und sein Team 2,4 Mio. der Dopamin-Vorläuferzellen in einer Gehirnhälfte des Patienten in die Gehirnregionen ein, die für eine hohe Dopamin-Aktivität bekannt sind. Die behandelnden Ärzte sind mit den Ergebnissen der OP zufrieden: Der Patient sei wohlauf und zeige keine unerwünschten Reaktionen. Sollten auch in den nächsten sechs Monaten keine Komplikationen auftreten, wird das Team um Kikuchi dem Patienten nochmals 2,4 Mio. Dopamin-Vorläuferzellen in die gleichen Regionen der anderen Gehirnhälfte implantieren. Bis Ende 2020 sind Operationen an sechs weiteren Patienten geplant, um die Wirksamkeit der Methode weiter zu testen.
Die Ergebnisse geben Anlass zur Hoffnung für Parkinson-Erkrankte weltweit. Die Erkenntnisse der kommenden Wochen und Monate aus Kyoto werden die Forschung zur Therapie und Heilung von Morbus Parkinson ein gutes Stück voranbringen.
Allerdings muss einschränkend festgestellt werden, dass die implantierten Zellen von einem „Fremden“ stammen. Damit sie nicht vom Immunsystem des Empfängers abgetötet werden, muss dieser für lange Zeit Immunsystem-unterdrückende Medikamente einnehmen. Diese Medikamente können zum Teil gravierende Nebenwirkungen haben.
Ein Vorteil dieses Ansatzes ist die Verwendung des gleichen Zellmaterials für verschiedene Patienten, was kostengünstig ist. Allerdings kann es trotz immunsystem-supprimierender Medikamente zu einer teilweisen Abstoßung und Abtötung der implantierten Zellen kommen. Dies würde die Wirksamkeit des Verfahrens als Ganzes herabsetzen.
Der Förderverein Parkinson-Heilung e.V. bevorzugt daher die ggf. etwas aufwändigere Verwendung körpereigenen Zellmaterials für jeden einzelnen Patienten. Die bisherige Forschung hat gezeigt, dass es keine Immunreaktion hervorruft und die höchste Überlebensrate für die transplantierten Zellen bietet. Zudem kann auf Immunsuppression verzichtet werden, was aus Patientensicht ein großes Plus ist.

Quelle:
Cyranoski, David. “‘Reprogrammed’ Stem Cells Implanted into Patient with Parkinson’s Disease.” Nature, November 14, 2018. https://doi.org/10.1038/d41586-018-07407-9.